Tamron 35-150mm f2-2.8 Di III VXD – überraschend scharf?

Zugegeben: Der Anfang unserer Beziehung war durchwachsen von Zweifel und Misstrauen. Diese Brennweitenspreizung bei einer so offenen Blende? Da muss doch etwas nicht stimmen. Lasst es uns gemeinsam in diesem Beitrag herausfinden.

#Disclaimeieser Beitrag bzw. dessen Bewertung wurde nicht finanziert oder gesponsert! Die Sachen wurden selbst gekauft und getestet. Dieser Beitrag enthält Amazon & Ebay Affiliate Links, wodurch ich eine Provision erhalte, wenn Ihr Produkte über diesen Link kauft. – Alle Einnahmen fließen wieder in den Blog –

Quelle: Tamron (Twitter)

35mm bis 150mm bei einer Blende f2.0 bis f2.8 und das zu einem Preis von etwa 1800,- € bei FotoFranz im Moment (Link) da wurde doch bestimmt ordentlich getrickst. Eigentlich hatte ich kein besonderes Interesse an diesem Objektiv – mein 24-70 GM kann es weder ersetzten noch kann es damit mithalten, oder?

Irgendwie haben FotoFranz (Link) und Johannes einen Tamron-Abend in unserer Gegend ausgemacht und ich war natürlich dabei. Direkt zu beginn habe ich mir das 35-150 gekrallt und habe es auf meine A7RIV geschnallt. Ich wollte einfach belegen, dass das Ding einfach nur ein „OK-Aber“-Glas ist. Naja… ich habe die nächsten 4 Stunden das Objektiv nur abgegeben, wenn es jemand anderes unbedingt haben wollte (es waren nur 2 Samples da). Wenn man es in die Hand nimmt fühlt sich der Kunststoffkörper schon deutlich wertiger an als die bisherigen Tamrons. Der Bajotte-Anschluss ist sehr eng und hat gefühlt Null spiel.

Cheating-Test:

Bei mir in der Kamera ist die Objektivkorrektur immer aus. Wenn ich sie brauche füge ich sie in Lightroom hinzu und wenn nicht lasse ich es. Das Tamron wirkt erst mal wenig verzerrt. Ganz besonders wenn man an die Korrektur des 24-70GM denkt, da erschrecke ich immer wieder wie viel da hin und her verzerrt wird um ein halbwegs „gerades“ Bild zu erhalten. Aber spätestens seit Krolopp und Gerst wissen wir, dass es auch Objektivkorrekturen gibt, von denen der Kunde nichts erfahren soll und die auch im „Korrektur – Off“-Modus bleiben. Der Trick zum Test: Das Objektiv langsam abnehmen, solange man durch die Kamera schaut. Sobald der Kontakt zwischen Objektiv und Kamera abbricht wir jede Objektiv-Korrektur abgeschaltet. Weder bei 35mm noch bei 150mm konnte ich eine versteckte Korrektur feststellen. Offensichtlich ist mein überraschtes Gesicht direkt den Tamron-Vertreter aufgefallen. Dieser hat mir erklärt, dass sie nicht auf nachträgliche Korrekturen setzten, sondern „neue“ Prozesse handlebar und bezahlbar entwickelt haben. Damit sind neue Auslegungen möglich und das sieht man hier an diesem Beispiel. Ob man das glauben kann weiß ich nicht aber er wirkte sehr überzeugt und mein hochprofessioneller Test hat konnte auch keinen Schwindel aufdecken.

Schärfe:

Schon am Tamron-Abend bin ich erschrocken von der schärfe. Ich bin zwar meist bei größeren Brennweiten unterwegs aber die schärfe war schon fast unangenehm. Auf der Sony A7RIV sieht man schonungslos viel:

Man sieht hier nicht viel? Hier das Auge (direkt das RAW, nicht nachgeschärft):

Und nochmal:

Ok, ok. Vorzeige-Samples sind immer noch einmal nachkalibriert, hier sitzt keine Linse schief und alles ist perfekt hingeschoben.

Zack! Der Verteter schon wieder. Seiner Aussage nach ist dem bei Tamron nicht so. Die Prozesse sind noch nicht eingefahren und die Serienmodelle werden eher etwas besser. (Muss man nicht glauben, kann man aber)

Was soll ich sagen. Ich war Schock-verliebt. Immer wieder wenn ich zähnenirschend das Objektiv abgeben musste schnallte ich mein 24-70 drauf und….naja…fing an es zu hassen. Der Look war einfach nicht so schön, die max. Brennweite, einfach alles war schlechter (fast).

Fazit es Abends: Ich habe versucht es in meiner Hosentasche mitgehen zu lassen, da das Objektiv aber doch recht auffällig ist musste ich es abgeben und habe mich bei Foto Franz direkt auf die Vorbesteller-Liste schreiben lassen- ich muss es haben.

Und tatsächlich: Schon in der ersten Charge war eines für mich dabei – ich habe es natürlich direkt abgeholt.

Bokeh:


Das Bokeh war am Tamron-Abend schwer zu testen und alle Tests mit Lichterketten und Co. Zeigten nicht wirklich was ich sehen wollte. Also nach dem Abholen direkt drauf das Ding, Brennweite hoch, Blende auf und ab ins Gegenlicht durch Bäume:

Ja gut. Es ist kein Bokeh-Monster. Gerade am Rand gibt es die alt-bekannten Cateyes aber das Bokeh ist zumindest relativ weich ohne einen alt zu scharfen Rand der das ganze unruhig machen würde.  Für Portraits wird es also mein 85mm f1.4 nicht ersetzen – hat aber hoffentlich auch niemand erwartet.

Re-Schärfe-Test:

Vertrauen ist gut Kontrolle ist besser – sagt der Qulitätsmanager immer. Also wollen wir doch mal schauen was genau dieses Objektiv so her gibt. Erster Test: Eine Ente auf einem See. (Ja ich bin voll der Tierfotograf und das ist nicht die erste Ente die ich fotografiert habe und die Komposition wollte ich genau so *ironie aus*):

Hier wieder der Crop auf den Kopf ohne alles:

Wenn man dann noch ein bisschen an der Schärfe im Lightroom spielt wird es fast schon kriminell:

Am nächsten Tag ging es nach Bayern – Familienbesuch. Und da habe ich noch weitere Models gefunden, Pferde!

Ähnlich erschreckend gute Resultate.

Als letztes habe ich, wieder Zuhause, eine Testtafelfotografiert.

35 mm:

Es fällt sofort auf, dass der Rand etwas unscharf ist:

Links: Fokus auf Rand // Rechts Fokus auf die Mitte

Wobei „unscharf“ das falsche Wort ist. Denn der Rand ist einfach nicht im Fokus. Wenn ich auf den Rand fokussiere ist dieser auch extrem scharf. Da ich nicht weiss, ob das am Objektiv oder am Testaufbau liegt (Parallelitäten, Ebenheiten…) überlasse ich diesen Test dann doch eher anderen mit einem professionellen Testlabor. Das Fazit: Auch der Rand ist scharf -spätestens wenn ihr drauf fokussiert. Die Mitte ist extrem scharf:

Das gleiche gilt auch für 150 mm:

Blendensterne:

Die Blendensterne können bei Blende 16 bereits deutlich erkannt werden und haben 18 Zacken, da 9 Blendenlamellen:

35 mm:

Crop mittig:

150 mm:

Crop auf Ecke oben links:

Der Autofokus:

Zu Letzt durfte ich die Taufe für eine Kumpel fotografieren. Aber auch schon den ganzen Tamronabend und den ganzen Bayern-Urlaube habe ich Fotos gemacht. Hier hat mich der Augen-AF nicht im Stich gelassen ich habe keinen Unterschied zum 24-70 GM feststellen können.

Ein Verhalten ist jedoch schon am Tamron-Abend aufgefallen. Das AF-verhalten bei 150mm von ganz fern zu ganz nah war nicht reproduzierbar. Mal saß der Fokus schneller als man schauen konnte, manchmal „pumpe sicher der AF in Ziel“ und manchmal brauchte er erst 2 Sekunden um nachzudenken um dann doch sehr schnell zu treffen. Von Nah nach Fern hatte ich dieses Verhalten bisher nie. Auch hier stand er Tamron-Vertreter bereit. Sein Fazit in meinen Worten: Das ist ein Komplett neuer Objektiv-Aufbau, vllt. wird es mit einem Update besser. Dass es die Hardware kann sieht man ja (ab und zu) aber versprechen kann er nichts.

Hat mich das eingeschränkt. Bisher kein bisschen im Täglichen Gebrauch kam diese Situation einfach nicht vor.

Der Brennweiten-Range:

Welche Brennweiten ihr braucht wisst ihr vermutlich besser als ich aber bisher war das obere Ende mit 150mm nie ein Problem. In kleineren Räumen hingegen bin ich bei 35mm einige Male in Anschlag gelaufen. Vermutlich, weil ich 24mm gewohnt bin dann am Ende habe ich doch immer als auf den Sensor bekommen.

Gewicht:

Das Gewicht beträgt 1165 g. Das ist ordentlich. Da das Objektiv auch noch relativ lang ist ergibt sich ein beachtliches Moment auf das Handgelenk, insbesondere bei maximaler Brennweite. Hier einmal ein Vergleich zum 24-70GM:

Das Ergebnis zeigt, dass du entweder Unterarme wie Popeye brauchst oder einhändiges Bedienen nahezu unmöglich ist.

Bedienung:

Das Tamron hat:

  • 3 Fokussiertaste (Taster, die alle die gleich sind und das gleiche bewirken)
  • AF-MF-Schalter
  • Modi-Schalter

Das Objektiv hat eine USB-C-Buchse, mit dieser kann man es mittels Kabel zu einem PC verbinden. Die Tamron Lens Utility-Software bietet dann einige Einstellmöglichkeiten. Und weil ich schon das Pipi in eueren Augen sehe. So ein USB-C Anschluss kann einiges ab. Denkt daran was euer Handy mitmacht. Und falls ihr trotzdem Angst habt gibt es wunderschöne USB-C-Abdeckungen auf Amazon (Link) diese passen hervorragend und kosten wenig Geld.

Mit Hilfe einer Software kann man einstellen was in welchem Modus passieren soll, wenn der Taster gedrückt wird.

Bisher gibt es folgende Funktionen:

A-B-Fokus: Der Fokus toggelt zwischen zwei Fokusabständen hin und her (geht aber in MF)

Vor-Fokus: Der Fokus geht auf eine eingestellte Entfernung (bleibt aber in MF / außer man drückt noch einmal)

Kamerafunktion: Was auch immer ihr in der Kamera eingestellt habt.

Foskusringfunktion: Durch Pressen wird zwischen Blendenfunktion und Fokusfunktion am Foskusring gewechslet

Für die Fokus-Modi kann auch noch die AF-Geschwindigkeit eingestellt werden (Nur Video).

Ein offizielle Beschreibung gibt es hier: Link

Außerdem kann man in der Software das manuelle Fokusverhalten umstellen (linear oder optimiert, wie weit man für den Fokus-Range drehen soll) oder den Fokusring zum Blenden-Ring „umprogrammieren“.

Weitere Funktionen sind nicht ausgeschlossen. Und wenn jemand eine gute Idee hat würde Tamron diese bestimmt gerne umsetzten.

Der Panic-Button

Gemeint ist hier der Fokussiertaste. Warum bekommt er einen eigenen Abschnitt? Ganz einfach weil das Objektiv ziemlich schwer und die Fokussiertaste ziemlich empfindlich ist und zu dem auf 3 Seiten des Objektives. Als beim ersten Mal der AF auf einmal nicht mehr ging brach kurz Panik in mir aus. Ein Kamera-Reboot hat geholfen. Beim zweiten Mal habe ich gemerkt, dass ich wohl auf die Dreame V10 Pro am Objektiv gekommen bin und tatsächlich: Erneutes drücken half. Alles wieder gut! Falls euch der AF auf einmal versagt: Checkt mal ob ihr vllt. auch auf eine der Tasten kommen seid. Fürs fotografieren werde ich mir einen Modus auf die Taste legen, der so etwas verhindert.

Gimbal-Test

Johannes hat die Sony a7III mit dem Tamron 35-150mm auf mittleren Zoom auf sein weebill 2 gepackt. Es funktioniert. Auch herumlaufen usw. war ohne Probleme möglich. Natürlich braucht man auf Dauer schon etwas Dampf in den Armen um den Gesamtaufbau zu halten. Auch die Augenmuschel kann (knapp) drauf bleiben:

Fazit:

Ich habe gerade mein 24-70 eingepackt. Der geht auf den Gebrauchtmarkt zurück und macht jemand anderen hoffentlich glücklich. Das Tamron 35-150mm f2.0-2.8 hat mich positiv überrascht und wird nun fest ins Team aufgenommen. Ich vermute, dass man dieses Glas in Zukunft bei so ziemlich jedem Hochzeits-, Familien- und Co.-Fotograf finden wird. Es hat Charm und ist trotzdem ein Arbeitstier ohne Diven-Momente.

DU WILLST NICHTS MEHR VERPASSEN?

TRAG DICH FÜR UNSEREN NEWSLETTER EIN UND ERHALTE 2-3x IM MONAT DIE NEUSTEN BEITRÄGE

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

6 Gedanken zu “Tamron 35-150mm f2-2.8 Di III VXD – überraschend scharf?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert