Ich verrate euch heute ein Geheimnis… Hier zu bloggen ist nicht mein Hauptjob. Schwer vorstellbar aber so ist es. Ich arbeite als Ingenieur bei dem zweitbesten Unternehmen der Welt (das BESTE ist natürlich Photoscrubs). Dort sind wir aktuell auf der Suche nach einer neuen Kamera, um Fotos von Bauteilen nach verschiedenen Tests am Prüfstand zu machen. Den sogenannten Befundungsfotos. Unsere alte Ricoh GXR S10 (Link) hat ihre besten Tage schon lange hinter sich. Die Kamera wird von mehr Gaffa-Tape zusammengehalten als man sich vorstellen kann. Also muss so langsam eine neue Kamera her. Doch welche Kamera eignet sich am besten für die Befundung von kleinen aber auch großen Produkten und kostet weniger als 1000 €? Die Panasonic Lumix LX100 II für aktuell knapp 775 € ist hier ein ganz heißer Favorit, die ich mir mit euch zusammen etwas näher anschauen möchte (Link).
Anzeige: Dieser Beitrag bzw. dessen Bewertung wird nicht finanziert oder gesponsert! Foto-Leistenschneider hat uns die Kamera freundlicherweise zum Testen zur Verfügung gestellt, was aber keinen Einfluss auf unsere Meinung oder Bewertung hat. Foto-Leistenschneider ist ein Kooperationspartner von uns und ihr könnt dort auch einen Rabatt auf euer Foto-Equipment bekommen. Wie das funktioniert erfährt ihr hier: Link
Unsere Anforderung an eine Produkt- / Befundungskamera
Schnell waren die Anforderungen gemeinsam im Team definiert:
- Sehr geringe Naheinstellgrenze (Makro Funktion)
- Auflösung von ca. 20 MP
- Gutes Rauschverhalten
- Einfache Bedienbarkeit (viele Mitarbeitern mit unterschiedlichen Foto-Kenntnissen)
- Robustes Design
- Kompakte Größe
- Optional: Fokus Stacking
- Preis max. 1000 €
Wenn man die Anforderungen so sieht, denkt man zuerst nicht an eine große Herausforderung oder? Ich dachte mir: 1000 € für eine Kompakte Kamera mit 20 MP sollte doch locker drin sein! Doch die Suche gestaltet sich sich schwieriger als gedacht. Als Sony-Fanboy habe ich mich natürlich zuerst ins Sony Lager umgeschaut. Das Hauptproblem vieler Kameras ist aber die Naheinstellgrenze. Diese liegt oft nicht nah genug dran, um richtige Detailaufnahmen zu machen. Anders sieht es bei den Lumix Kameras aus. Die Lumix FZ1000 II (1 Zoll Sensor / Link Foto-Leistenschneider) sowie die Lumix LX100 II (Four/Thirds-Sensor / Link Foto-Leistenschneider) haben beide eine Naheinstellgrenze im Weitwinkelbereich von 3 cm. Da die Lumix FZ1000 für unsere Zwecke zu klobig ist, haben wir uns für die Lumix LX100 II entschieden. Foto-Leistenschneider aus Frankfurt hatte sie zum Glück vorrätig und konnte sie uns für eine Woche zum Testen zuschicken. An dieser Stelle nochmal : Danke!
Zahlen, Daten & Fakten
- 4/3-Typ-Hochempfindlichkeits-MOS-Sensor
- Sensor Auflösung: 21,77 Megapixel / Effektiv 17 Megapixel
- LEICA DC VARIO-SUMMILUX Objektiv F1.7-2.8 / 24-75 mm
- 4K 30P
- 2,8 MP Sucher
- 3 Zoll Display mit 1,2 MP (Touchfähig)
- O.I.S. (Optischer Bildstabilisator)
- Blendenring & Zeitenrad
- Post Focus / Focus Stacking
- WiFi
- Blitzschuh
- B x H x T: 11,5 x 6,6 x 6,4 cm
- 392 g (inkl. Akku und SD-Karte)
Verarbeitung und Qualität
Die Kamera fühlt sich wirklich hochwertig in der Hand an. Das Gehäuse besteht größtenteils aus Metall, Glas & Kunststoff. Dichtungen sind bei der LX 100 II leider keine verbaut, wodurch sie keinen definierten Spritzwasserschutz besitzt. Die gummierten Griffflächen bieten einen sehr angenehmen halt der Kamera.
Das Objektiv besitz ein 42 mm Filtergewinde, wodurch Pol-, ND-, UV- & Schutzglas-Filter verwendet werden können.
Mit den Abmessungen von 11,5 x 6,6 x 6,4 cm ist die Kamera nicht unbedingt für kleine Hosentasche geeignet. Dabei ist vor allem die Tiefe von ca. 6,4 cm (inkl. Sucher und Objektiv) das „störende“.
Beim Einschalten kommen dann je nach Zoomstellung noch einmal 3,4 bis 5,2 cm dazu. Das Leica-Objektiv besitzt eine Brennweite von 10,9 – 34 mm was einer äquivalent Kleinbild-Brennweite von 24 – 75 mm entspricht.
Ein Highlight an der Lumix LX100 II ist definitiv das Leica Objektiv. Es besitzt eine maximale Blende von 1.7, was vor allem für ein tolle Freistellung und ein relativ schönes Bokeh sorgt.
Lumix Bokeh
Um die Bokeh-Balls besser bewerten zu können habe ich mal wieder die Lichterkette und eine Playmobil-Figur von meinem Sohn zur Hilfe genommen. 🙂 Hier erkennt man sehr schön, dass die Kugeln zwar nicht ganz perfekt rund sind, was aber überhaupt nicht stört. Das Bokeh an sich ist sehr homogen und „ruhig“. Gefällt mir sehr gut.
Abbildungsqualität und Schärfe
Die Abbildungsqualität der Kamera ist zwar gut aber nicht wirklich ausgezeichnet. Besonders die Schärfe lässt etwas zu wünschen übrig. Vielleicht bin ich aber auch zu verwöhnt von meinem aktuellem Setup mit der Sony a7IV und dem Tamron 35-150 F2-2.8.
Das nachfolgende Foto von der 1 € Münze habe ich bei 24 mm an der Naheinstellgrenze fotografiert. Auf den ersten Blick sieht das Foto vollkommen ok und brauchbar aus. Was aber bei genauerem hinsehen auffällt ist die zum Rand hin deutlich abnehmende Schärfe. Um dies besser zu erkennen habe ich ein kariertes Blatt Papier frontal von oben abfotografiert (auf einem Stativ / möglichst perfekt ausgerichtet).
Auch bei etwas mehr Abstand zum Objekt bliebt die Unschärfe bestehen. Getestet habe ich es nur mit der Brennweite von 24 mm, da mich genau dieses Bereich durch der geringe Naheinstellgrenze interessiert. Bei den längeren Brennweiten nimmt die Unschärfe zum Rand hin aber sicherlich ab. Ob die etwas unscharfen Ränder überhaupt stören, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Eine weitere Auffälligkeit sind die etwas dunkleren finalen Fotos, anders als auf dem Display angezeigt. Zuerst musste ich an die DRO Falle denken, die es auch bei Sony Kameras gibt und die Dominik genauer untersucht hat (Link zum Beitrag). Leider konnte ich nichts in der Art im Menü finden (i. Dynamik ist es nicht). Hat jemand von euch ein Tipp?
Naheinstellgrenze & Abbildungsmaßstab
Die Naheinstellgrenze dieser Kamera ist eigentlich der Hauptgrund, wieso die Kamera für Befundungsfotos überhaupt interessant ist. Hier gibt der Hersteller einen Abstand von 30 mm im Weitwinkelbereich (bei 24 mm) und 300 mm im Telebereich (bei 75 mm) an. Das bedeutet, dass man relativ nah an das Objekt der Begierde ran kann und es trotzdem noch scharf wird. Wie nah, sieht man hier:
Der Abbildungsmaßstab berechnet sich wie folgt: Im 16:9 Format werden bei minimaler Distanz ca. 5,3 cm abgebildet. Der Sensor ist ca. 1,57 cm breit (wenn man direkt von einem normalen MFT Sensor ausgeht), d.h. es handelt sich um einen Abbildungsmaßstab von 1:3,4 (6 cm / 1,57 cm = 3,4)
Automatisches Focus Stacking bzw. Post Focus
Diese Funktion ist wirklich super praktisch und hat mit im ersten Moment echt begeistert. Nicht mal meine teure Sony bietet diese Funktion direkt in der Kamera an. Deswegen konnte ich es kaum erwarten das Focus-Stacking auszuprobieren. Nach ein Paar Schnappschüssen direkt aus der Hand bin ich dann letztendlich aufs Stativ umgeschwenkt, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Die Funktion ist super einfach: Post Fokus auf „on“ – abdrücken und stillhalten. Jetzt kann man entweder die Fokusebene nachträglich ändern oder das Bild vermischen (stacken). Leider kommt es beim Stacken ab und an zu unschönen Übergängen zwischen den vermischten Bildern (gut zu erkennen zwischen den beiden Münzen). Trotzdem finde ich die Funktion sehr cool und beeindruckend, auch wenn nicht jeder Schuss passt und die Software noch nicht 100% ausgereift ist.
Nachfolgend noch das Foto mit abgeschalteter Post Focus Funktion. Interessanterweise wird der Bildausschnitt beim Post-Focus etwas gecroppt, was vermutlich an der Funktionsweise liegt, wie das „Bild“ gemacht wird. Hier wird nämlich ein Video mit einer Auflösung von 3328 x 2496 Pixel bei den unterschiedlichen Schärfeebenen aufgenommen und nachträglich ausgesucht bzw. vermischt. Das Bild selbst hat dann logischerweise auch die gleiche Auflösung und wird als JPG (ca. 3 MB) abgespeichert. Ein „normales“ Foto hat dagegen eine Auflösung von 4752 x 3568 und hat als RAW Bild eine Größe von ca. 19 MB & JPG ca. 5-8 MB.
Bedienung und Funktionen
Der Mitgelieferte Aufsteckblitz hat eine Leitzahl von GN7 bei ISO100 & 1m (GN ist die Abkürzung für Guide Number und ist der englische Ausdruck für Leitzahl). Dieser kleine Blitz kann ganz einfach auf den Blitzschuh der Kamera aufgesteckt werden und wird direkt von der Kamera erkannt, sobald er eingeschalten wird. Die Größe ist ok, wenn man etwas aufhellen möchte, man sollte aber nicht zu viel erwarten. Die Verarbeitung bzw. Optik ist ebenfalls nur „OK“ und passt in meinen Augen nicht so ganz zum Rest.
Die Bedienung der Kamera gestaltet sich sehr intuitiv durch den großen Touchscreen und die vielen Dreh- und Einstellungsräder. Egal ob Blende, Zeit oder Belichtungskorrektur, für alles gibt es ein manuelles Einstellrad mit den aktuell eingestellten Werten. So sieht man es auf einen Blick, was gerade eingestellt ist.
Besonders praktisch ist auch die direkte Umschaltung zwischen den Bildformaten 3:2, 16:9, 1:1 & 4:3. Wer öfters zwischen den Bildformaten wechselt, der wird diesen Schalter und den Multiformatsensor lieben. Dieser ist nämlich eine weitere Besonderheit der Kamera. Das bedeutet, dass alle Seitenverhältnisse einen identischem Bildwinkel haben (außer 1:1) und. Normalerweise beschneiden Kameras Das Bild einfach, wenn man das Bildformat ändert, wodurch sich aber die Diagonale verkürzt und so der Bildwinkel schrumpft. Bei der Lumix LX100 II wird aber vom physikalisch ca. 22 Megapixel auflösenden MFT-Sensor nur ein Bildausschnitt benutzt (siehe Foto), so dass Luft bleibt für die verschiedenen Seitenverhältnisse. Der Cropfaktor entspricht dabei 2,2 (nicht wie sonst 2 bei MFT-Sensoren). Die maximale Auflösung liegt dann aber leider nur bei 17 Megapixeln (Seitenverhältnis von 4:3).
Fazit
Die Panasonic Lumix LX100 II ist wirklich eine spannende Kamera. Für aktuell knapp 775 € bei Foto-Leistenscheider (Link) bietet die Kamera einige Besonderheiten. Der MFT-Sensor sowie das offenblendige Standard-Zoom-Objektiv von Leica sind in der Preisliga sicher etwas außergewöhnlich. Die geringe Naheinstellgrenze und das Fokus-Stacking machen diese Kamera gerade für Befundungen sehr interessant. Etwas unschön sind die unscharfen Ränder im Weitwinkelbereich und das teilweise fehlerhafte Stacking. Alles in allem ist die Lumix LX100 II ein guter Allrounder, der viele wichtige Bereiche in der Fotografie abdeckt aber in meinen Augen nichts davon wirklich perfekt. Weiterhin hätte ich mich über ein schwenkbares Display statt dem festverbauten gefreut, um noch besser den Überblick bei schwierigen Perspektiven zu haben. Aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben…
Muss ich mir ansehen gehen, vielen Dank für den Tipp!
Hallo Lukas,
Sehr gerne. Aktuell teste ich noch die Lumix TZ202, die sogar noch etwas kompakter ist und gerade für „Makro-Fotos“ einen Makro Zoom hat. Damit kommt man noch näher an das Objektiv dran und kann es vergrößern.
Der Beitrag dazu erscheint in ca. 2 Wochen. 🙂
Die Kamera könnte so genial sein, wenn sie auf der Höhe der Zeit wäre… Meine Wünsche für eine LX100 mk3:
– ein Modus, der die volle Sensorauflösung nutzt
– Phasen-AF mit Eye Tracking
– BSI Sensor
– Spritzwasserschutz
Das stimmt. Ein paar „zeitgemäßere“ Features wären hier sicherlich noch klasse gewesen. Gehe ich vollkommen mit 🙂 Das würde dann aber vermutlich den Preis auch wieder in die Höhe treiben. Aber Phasen AF mit Augen AF ist heutzutage fast Pflicht