Herbst. Was verbindet man damit? Natürlich die für uns Fotografen vielleicht schönste Jahreszeit. Das satte Grün in der Natur verschwindet und weicht den wärmeren Farbtönen. Dazu steht die Sonne nicht mehr ganz so hoch am Himmel. Was will man mehr?
Also nichts wie raus in die Natur und genießen. Und da wir ja auch etwas Bleibendes vom Ausflug mit nach Hause bringen wollen, nehmen wir unsere Kamera mit. Spätestens jetzt sollte man sich entscheiden, was das Ziel des Foto-Ausflugs sein wird: Ein Spaziergang durch die Landschaft und den typischen Landschaftsbildern mit bunten Bäumen, oder vielleicht doch eher das Outdoor-Shooting mit Frau/Freundin (oder natürlich Mann/Freund)? Beides hat sicher seinen Reiz, aber warum nehmen wir nicht einfach die Models, die direkt am Wegesrand auf uns warten?
Und genau jetzt sollte die Fototasche richtig gepackt sein! Nichts kann mehr ärgern, als wenn eine schöne Gruppe von Rotfußröhrlingen direkt am Weg steht, man aber leider kein Stativ dabei hat, um diese in der Dunkelheit des Waldes vernünftig zu fotografieren. Oder wenn man sich den kleineren Gesellen dieser Gattung annehmen will, diese aber einfach nur zu einem kleinen Punkt auf dem Sensor verkommen, weil man das Makro-Objektiv zuhause gelassen hat.
Meine Empfehlung, wenn ihr auf Pilzejagt geht ist deshalb ganz klar: Bewaffnet euch mit eurer Kamera und einem Makro-Objektiv, packt ein Stativ ein und ein Dauerlicht für die gezielte Ausleuchtung. Viel mehr braucht ihr nicht. Außer natürlich der wahrscheinlich wichtigsten Sache: Ruhe und Geduld. Die werdet ihr brauchen, denn es bringt ganz und gar nichts, wild durch den Wald zu hetzen und dabei zu erwarten, dass einem die Motive vor die Linse springen. Geht langsam und mit offenen Augen. Wenn ihr an einer feuchten Stelle seid, dann gibt es da fast sicher auch Pilze. Viele davon sieht man allerdings erst auf den zweiten oder dritten Blick. Deshalb: Zeit lassen und an einer Stelle verweilen. Bei einem solchen Ausflug legt man keine weiten Strecken zurück, sondern kann gut und gerne einen kompletten Nachmittag innerhalb von 30 m Umkreis verbringen. Je länger ihr bleibt, desto mehr Motive werden euch auffallen, und mir ist es schon mehrfach so ergangen, dass mich die Dunkelheit eingeholt hat, die imaginäre Liste an Motiven trotz des durchgehenden Fotografierens aber stetig länger geworden war.
Das Schöne an der Pilz- bzw. Makrofotografie ist auch, dass man am Rechner häufig noch weitere Überraschungen erlebt. Fällt euch am letzten Bild etwas auf? Mir vor Ort auch nicht. Erst zuhause am Rechner habe ich die Spinne gesehen. Fragt ihr euch jetzt immer noch, wo denn hier eine Spinne sein soll? Schaut mal rechts neben dem Pilz.
Solche Überraschungen erlebe ich in der Makrofotografie häufig. Gerade wenn man den Pilz zusätzlich ausleuchtet, wird dieser quasi zum Magnet für Insekten. Das kann durchaus auch mal störend sein. Wenn sich z.B. mitten während einer Focusstacking-Reihe eine Fliege auf den Pilz setzt, kann man meist wieder von vorne beginnen. Leider bleiben die dann häufig weder ruhig sitzen, noch lassen sie sich dauerhaft vertreiben solange der Pilz so schön leuchtet. Auch hier hilft wieder nur: GEDULD. Und bei der ganzen Hektik die uns sonst antreibt kann diese Entschleunigung auch nicht schaden.
Sicher habt ihr inzwischen gemerkt, dass dieser Artikel weder von Dominik, noch von Johannes stammt. Ich heiße Michael und bin ein Arbeitskollege der beiden. Nachdem ich meine aktuellsten Fotos gezeigt hatte, bat mich Johannes um einen Gastbeitrag. Ich hoffe, dieser etwas andere Artikel hat euch gefallen und freue mich auf euer Feedback. Sollte das Thema auf euer Interesse stoßen, dann kann ich gerne noch einen weiteren Beitrag mit Tipps zu meiner Aufnahmetechnik sowie Ausrüstung machen.
Wer mehr Fotos von mir sehen möchte darf auch gerne auf meiner Website vorbeischauen: https://michaelmetz.myportfolio.com/
Abschließend meine Bitte: Bleibt auf den Wegen bzw. am Wegesrand. Ihr werdet bald feststellen, dass es von hier aus mehr als genug Motive gibt und wie vielen Dingen man in der Regel gar keine Beachtung schenkt weil man viel zu schnell daran vorbei rennt … oder sogar drauf tritt.
Und jetzt: VIEL SPASS BEI DEN ETWAS ANDEREN MODELS!
Vielen Dank Michael, für diesen wirklich tollen Beitrag. Vielen Dank auch dafür, dass du uns an deinen Erkundungen teilhaben lässt. Deine Modells sehen perfekt aus. Es ist für mich immer wieder Beeindruckend, was das Auge eines Fotografen alles entdeckt und wie durch geschickte Komposition und Lichtsetzung daraus ein Kunstwerk wird. Einfach nur WOW!
Ich bin beeindruckt!
Hast du für so tiefliegende Motive irgendeine wasserdichte Matte zum drauf Liegen dabei?
Die Fliegen lassen sich vielleicht mit einer in geringem Abstand aufgestellten Frischhaltedose voll seit drei Wochen ungekühltem Hackfleisch weglocken – oder Biomüll, oder Limburger. Das „riecht“ nach einem Lockstoff-Benchmark-Beitrag 😉
Vielen Dank.
Ich habe tatsächlich meistens eine kleine Plane mit ca. 1 m x 1 m dabei. Auf diese kann man wenigsten draufknien.
Über den Limburger sollt ich tatsächlich mal nachdenken. Wenn man den dann noch mit einer Zusatzlampe anleuchtet … 😉
Hallo „auch Michael“ ??,
Das mit dem Lockstoff-Benchmark finde ich sehr interessant. Kannst du das bitte mal machen und wir posten das als Gastbeitrag? Ich würde es super spannend finden (ich würde auch mitkommen, um dein Gesicht neben dem Hackfleisch zu sehen)?
Wenn du euren Blog mit solch einem Beitrag versauen willst,… Ich bin für sowas zu haben – im Namen der Wissenschaft!?
Melde dich 2021 wieder, wenn es auch wieder genug Fliegen gibt:
Ich würde dann als Fliegennahrung quasi als Verumgruppe mit deutlich überlagerten/s Fisch, Fleisch, Käse und Protein-Shake ? locken sowie mit einer Kontrollgruppe mit Gelbtafel und leerem Gefäß. Das ganze dann möglichst zeitgleich öffnen, filmen und zählen. ?
Also ganz einfach – und nächsten Herbst hat Michael dann schon eine Lösung! ???
?
Bevor es hier Stress gibt: Als Proben würde selbstverständlich keine Lebensmittel extra vernichtet sondern nur bereits Verdorbenes eingesetzt werden!