Es ist schon einige Zeit vergangen, seit ich hier einen Gastbeitrag zum Thema Pilzfotografie geschrieben hatte, das war damals noch mit lange vertrauter Canon-Technik. Da Canon mich als überzeugten APS-C-Anhänger viel zu lange hat hängen lassen, hab ich mich zum Systemwechsel entschieden und bin im Fuji-Lager gelandet. Hier muss das Equipment leider erst wieder mühsam zusammengesucht werden, weshalb ich immer mal wieder am Testen bin. Das Angebot von Johannes, meine Erfahrungen mit meinem neusten Zugang mit euch zu teilen, hab ich gerne angenommen.
Viel Spaß beim Lesen, Michael
Anzeige: Dieser Artikel wurde von Brightin Star Michael kostenlos zur Verfügung gestellt. Seine & unsere Meinung von Photoscrubs bleibt aber wie immer Unabhängig und ehrlich.
Vielleicht habt ihr den Testbericht von Johannes zum Brightin Star 9 mm F5.6 gelesen (Link) und euch dort schon verwundert die Augen gerieben, dass schon wieder eine neue Objektivmarke auf dem Markt auftaucht. Genauso ging es mir, und interessehalber hatte ich die Firma einfach mal angeschrieben. Das ist nun ca. 6 Monate her und entsprechend hatte ich einige Zeit um die beiden Objektive, die man mir damals freundlicherweise zur Verfügung stellte, zu testen. Es handelte sich dabei um ein 12 mm F2.0 und ein 60mm F2.8 2-fach-Makro. Die Qualität der beiden rein manuellen Linsen ist beeindruckend aber natürlich auch nicht ganz auf dem Niveau der Premiumhersteller. Der Vergleich ist zugegeben auch etwas unfair, weil man das bei dem Preis einfach nicht erwarten darf. Die Linsen sind definitiv sehr gut nutzbar und bieten ein wirklich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Aus diesem Grund musste ich einfach tätig werden, als ich auf der Website von Brightin Star ihr erstes Objektiv mit Autofokus entdeckte, das AF 50 mm F1.4 (Link). Zum dem Zeitpunkt war es nur für das Sony-Bajonett verfügbar, aber Fragen kostet ja schließlich nichts und als dann von meiner Kontaktperson die Antwort kam, dass die Fuji-Variante kurz vor Markteinführung steht, nahm ich ihr Testangebot sehr gerne wieder an.
Wie auch bei den beiden letzten Objektiven wurde mir das Objektiv kostenfrei zur Verfügung gestellt. Dies hat aber keinerlei Auswirkung auf meine Bewertung welche selbstverständlich unabhängig und ehrlich ist. Brightin Star hat hierauf keinerlei Einfluss genommen. Ich habe das Objektiv auch vor dem offiziellen Release der Fuji-Version erhalten, es kann also durchaus sein, dass inzwischen noch Optimierungen eingeflossen sind.
Zur Einordnung: Ich teste die Objektive an meiner Fuji X-T5 mit einem 40 Megapixel APS-C-Sensor. Dieser Sensor stellt natürlich sehr hohe Anforderungen an das Auflösungsvermögen des Objektivs.
Hier zunächst ein paar Fakten aus dem Datenblatt:
Brennweite | 50 mm |
Blickwinkel | 27 ° (horizontal) |
Sensortyp | APS-C |
max. Blende | 1.4 |
min. Blende | 16 |
Blendenlamellen | 9 |
Fokus | Autofokus (STM) |
Material (Gehäuse) | Metall |
Filtergewinde | 58 mm |
Größe (L x B) | 79 x 72 mm |
Gewicht | 455 g (incl. Deckel und Gegenlichtblende) |
Mounts (verfügbar) | Sony-E, Fuji X |
Gegenlichblende | Ja, mit Arretierknopf |
Verarbeitung und Qualität
Dieses Objektiv schafft es, dass schon beim Auspacken evtl. vorhandene Skepsis in Optimismus verwandelt wird. Die Haptik ist einwandfrei. Man hat sofort den Eindruck, etwas Wertiges in der Hand zu haben, was auch am relativ hohen Gewicht des Metallgehäuses liegt. Der Fokusring ist zwar verhältnismäßig schwergängig, läuft ansonsten aber sauber. Das erste Gefühl, das irgendetwas darin leicht kratzt, relativierte sich, als ich es mit meinen hochwertigen Fuji und Tamron Objektiven verglich. Das „Kratzgeräusch“ ist gleich, ich hatte mich also nur von der Schwergängigkeit täuschen lassen. Diese ist aber auch nicht wirklich störend.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es bei der Verarbeitungsqualität dann doch. Die Schrift ist verdreht aufgedruckt. Zugegeben, das ist so minimal, dass ich es auch nicht beim ersten Draufschauen entdeckt habe und mal ehrlich: Das ist mir auch vollkommen egal!
Was wiederum gut gelöst ist, ist die Verriegelung der Gegenlichtblende. Auch wenn dies bei einer runden Blende sicher keine wirkliche Rolle spielt, aber da ich in der Vergangenheit schon von Ausflügen zurückgekommen bin und dann genervt festgestellt habe, dass bei einigen Fotos die Gegenlichtblende im Bild war (weil sie sich leicht verdreht hatte), schätze ich diese Arretiermöglichkeit.
Einen Blendenring, wie es bei den originalen Fuji-Objektiven üblich ist, gibt es bei diesem Objektiv nicht. Das ist natürlich der Kompatibilität mit weiteren Marken geschuldet und wird von anderen Drittherstellern genauso gehandhabt. Das ist etwas unschön, weil man immer dran denken muss, was für ein Objektiv grade an der Kamera hängt. So ist es mir schon häufiger passiert, dass ich schnell die Blende mit dem Einstellrad an der Kamera verstellen wollte und erst mal gar nix passierte, weil grad eine Fuji-Linse dran war. Das kann man Brightin Star natürlich nicht vorwerfen sondern das liegt am Sonderweg, den Fuji mit ihrem Retro-Design eingeschlagen hat.
Optische Qualität
Aber kommen wir endlich zur optischen Qualität. Mir persönlich ist es etwas zu soft. Zwar ist es im Zentrum sehr scharf, es verliert diese Schärfe aber zum Rand hin relativ schnell. Ich habe es verglichen mit meinem Tamron 17-70 F2.8 bei ca. 50 mm. Das ist wieder ein Vergleich, den man erstmal einordnen muss. Das Tamron ist wirklich ein absolut hervorragendes Zoomobjektiv an der Fuji und kostete neu damals auch etwa das dreifache als jetzt das Brightin Star. Dafür ist die Optik bei Zooms natürlich wesentlich schwerer zu beherrschen.
Wenn man die Bilder bei gleicher Blende vergleicht, dann ist das Brightin Star bei kleinen Blendenwerten im Zentrum schärfer und dafür in den Randbereichen deutlich unschärfer als das Tamron. Dies gilt bis zu einem Blendenwert von F8. Ab hier ist die Schärfe auf gleichem Niveau. Das Tamron ist aber auch herausragend ausgeglichen. Dieses Phänomen fiel mir schon im Vergleich mit dem Orginal Fuji XF 18-55 F2.8-4 auf und war damals letztlich der Grund für das Tamron. Es scheint also eine Frage der Auslegung eines Objektives zu sein. Das Brightin Star legt den Fokus auf maximale Schärfe im Zentrum und geht dafür einen Kompromiss ein. Das ist bei einer Linse mit Offenblende F1.4 sicher für viele Fotografen auch der richtige Kompromiss, da man eh nur einen sehr begrenzten Bereich scharf abgebildet haben möchte. Ich bevorzuge einfach etwas mehr Ausgeglichenheit bei der Schärfe.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage nach der Offenblendetauglichkeit: Ich würde diese bejahen. Das Objektiv ist in der Mitte schön scharf und wenn man die Grenzen kennt, dann kann man wunderbar damit arbeiten.
Was allerdings auch auffällt, ist eine relativ starke Vignette bei F1.4, bei F2.8 ist diese aber nahezu verschwunden.
Überraschenderweise ist die Vignette aber beim Tamron stärker ausgeprägt. Das Objektivprofil in Lightroom korrigiert dies aber hervorragend. Das Brightin Star ist für so ein Profil einfach noch zu neu.
Ein interessanter Effekt ist auf den Bildern noch zu erkennen: Mit dem Tamron wird durchweg 2/3 Blenden unterbelichtet oder eben umgekehrt. Warum dies so ist konnte ich leider nicht identifizieren.
Alle gezeigten Vergleichsbilder kommen übrigens direkt so aus der Kamera. Sie wurden als Raw geschossen, in Lightroom importiert und ohne Bearbeitung als jpg exportiert.
Autofokus
Am meisten gespannt war ich natürlich auf den Autofokus. Klar, immerhin ist es ja auch das erste nicht manuelle Objektiv der Marke. Der erste Eindruck war durchaus positiv. Der Autofokus sitzt bei statischen Motiven sehr gut. Der Augenautofokus der Kamera funktioniert ebenso. Bei einer auf mich zulaufenden Person und „Dauerfeuer“ liegt die Trefferquote bei rund 80%. Das ist sicher noch nicht optimal und das können andere Hersteller besser. Aber mal Kirche zurück ins Dorf: Dies ist das ERSTE Autofokus-Objektiv dieses Herstellers und eine Vorserienversion. Da werden sicher noch Optimierungen stattfinden.
Was allerdings auffällt ist, dass der Fokus sich etwas „einpendeln“ muss. Er schießt also zunächst übers Ziel hinaus und regelt dann wieder zurück. In Konsequenz ist die Schnelligkeit des Autofokus aktuell noch nicht ganz auf dem Niveau der Premiumhersteller. Ein wirkliches Problem sehe ich darin nicht, da das Objektiv einen USB-C Anschluss für Updates hat und, wie oben erwähnt, davon auszugehen ist, dass es Firmware-Updates geben wird.
Was allerdings auffällig ist, der Autofokus scheint schlechter, wenn einer der äußeren Fokuspunkte ausgewählt ist. Meiner Vermutung nach könnte dies an der geringeren Schärfe im Randbereich liegen. Ob diser Punkt wirklich Relevanz hat, muss jeder für sich selbst beantworten. Wie oft nimmt man aber tatsächlich einen der äußersten Fokuspunkte? Riesig scheint das Problem eh nicht zu sein. Ich habe für den Test mehrfach versucht, das Phänomen zu wiederholen, um Brightin Star mehr Input für eine Optimierung dazu geben zu können, es ist mir aber nicht wirklich gelungen, es gezielt nachzustellen.
Auch bei den unten angehängten Bildern bei schlechteren Lichtverhältnissen braucht der Fokus etwas länger, als ich das von anderen Objektiven gewohnt bin. Das war natürlich bei solchen Landschaftsaufnahmen vollkommen nebensächlich, könnte aber z.B. bei Portraits im Abendlicht problematisch sein. Gezielt getestet habe ich es jedoch nicht.
Fazit
Was kann man jetzt als Fazit ziehen? Das Objektiv hat seine Stärken aber auch Schwächen. Würde ich es gegen mein Tamron Zoom tauschen? Ganz klar nein. Das liegt aber weniger am Brightin Star als am überragenden Tamron. Als Ergänzung eignet es sich mit seinen 2 Blenden mehr jedoch gut. Etwas schade finde ich den Abfall der Schärfe zum Rand hin, in den meisten Situationen, bei denen das Objektiv zum Einsatz kommen wird, stört dies aber sicherlich nicht und kann vielleicht sogar förderlich sein. Der Autofokus ist ok, mehr aber auch nicht. Für Action-Portaits ist er mit aktuellem Firmware aber noch nicht geeignet.
Das Wichtigste für mich ist aber, ob das Objektiv alltagstauchlich ist und das kann ich absolut bejahen. Mit der Schärfeleistung kann man gut leben, die Vignetierung lässt sich leicht in den Griff bekommen und für den AF wird es ziemlich sicher Firmware-Updates geben. Würde ich es empfehlen: Nicht uneingeschränkt bzw. man sollte sich vor dem Kauf über die obigen Punkte im Klaren sein! Auch die UVP mit 229$ ist relativ happig. Beispielsweise bekommt man ein Viltrox XF 56 F/1.4 auch schon für knapp 299$ und dort hat man deutlich mehr Autofokus-Erfahrung.
Hier noch ein paar Beispielbilder: