Super Teleobjektiv im Test – Tamron 150-500mm F/5-6.7 Di III VC VXD

Die Objektiv-Reise mit Tamron geht weiter und dieses Mal hat sich das 150-500 mm F/5-6.7 Tele-Objektiv zu uns verlaufen. Ich haben es jetzt fast 4 Wochen testen und mich damit ausprobieren dürfen. Meine Erfahrungen mit so einer langen Brennweite haben sich bis dahin sehr in Grenzen gehalten. Trotzdem (oder vielleicht gerade auch deswegen) hat mich das Objektiv sehr gereizt. Im Gegensatz zu meinem voll manuellen Novoflex 600 mm F8 habe ich mit dem Tamron endlich einen AF und bin in der Brennweite nicht so stark beschränkt. Aber was fotografiert man alles mit so einem Objektiv?

Anzeige: Wir haben das Objektiv von Tamron für einen zweiwöchigen Test kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen, Tamron nimmt aber zu keinem Zeitpunkt Einfluss auf unsere Arbeit oder unsere Aussagen. Die Beiträge werden auch nicht vorher kontrolliert und es werden uns auch keine Vorgaben gemacht. Dieser Beitrag enthält Amazon & Ebay Affiliate Links, wodurch ich eine Provision erhalte, wenn Ihr Produkte über diesen Link kauft. Die Produkte werden für euch dadurch aber nicht teurer. 

Anwendungsbeispiele gibt es ja bekanntlich viele: Sport, Veranstaltungen, Tiere & besonders Vögel, Flugzeuge, Himmelskörper wie Sterne, Mond, Nebel etc. und vielleicht sogar Portraits. Schön, nur was davon kann ICH davon alles ausprobieren? Sport und Veranstaltungen fallen in der aktuellen Situation so gut wie alle flach … an dieser Stelle ein kurzes: Danke Corona!

Hier konnte mir glücklicherweise unser Kollege Michael ein paar hilfreiche Tipps geben, der selbst mit einem sogar noch etwas längerem Rohr auf „Bildfang“ geht. An dieser Steller ein kleiner Spoiler: Der Orion-Nebel!

Zahlen, Daten & Fakten

Brennweite [mm]150-500
LichtstärkeF/5-6.7
kleinste BlendeF/22-32
kürzeste Einstellentfernung [m]0,6 m (WIDE), 1,8 m (TELE)
Max. Abbildungsmaßstab1:3,1 (WIDE)/ 1:3,7 (TELE)
Filtergröße [mm]82
Gewicht [kg]1,73 (1,88 inkl. Stativschelle)
Gruppen – Elemente16-25
Bildwinkel4° 57′-16° 25′
Größter Durchmesser x Baulänge [mm]93 x 209.6
Preis Foto Franz [€]1499 – Link
Preis Amazon [€]1389 – Link
Quelle: https://www.tamron.eu/de/objektive/150-500mm-f5-67-di-iii-vc-vxd/

Verarbeitungsqualität und Handling

Das Tamron 150-500 mm F/5-6.7 Objektiv ist jetzt auf den ersten Blick mit Sicherheit keine kleine oder leichte Linse (vor allem, wenn man die Brennweite nicht gewohnt ist). Aber wenn man den Brennweitenrage und die Blende mit anderen Objektiven vergleicht, merkt man schnell wie groß sowas sonst ist. Im Vergleich zu meinem Novoflex 600 mm F8 ist das Tamron super kompakt und handlich. Hier mal ein Schnappschuss, als ich das letzte mal mit dem Novoflex auf der „Jagd“ war.

Das Gehäuse vom 150-500 mm hat eine spritzwassergeschütztes Kunststoffgehäuse und die Fluorvergütung der vorderen Linse bietet einen zusätzlichen Schutz vor Umwelteinflüssen. Die Witterungsbeständigkeit habe ich lieber mal nicht getestet… Nicht das ich das dem Objektiv oder der Kamera nicht zutraue, sondern weil ich eher der „Schönwetter-Fotograf“ bin und bei schlechtem Wetter zuhause bleibe 🙂

Eingefahren hat das Objektiv eine kompakte Länge von ca. 20 cm. Komplett ausgefahren auf 500 mm Brennweite verlängert sich das Objektiv um ca. 8 cm auf insgesamt 28 cm. Die Oberfläche fühlt sich sehr gut und hochwertig an, auch wenn vieles aus Kunststoff gefertigt ist (außer bspw. das Bajonett und die Stativschelle).

Die mitgelieferte Stativschelle sitzt ausgewogen und fest am Objektiv und ich hatte jederzeit 100% Vertrauen in sie (hängen immerhin inklusive Kamera ein paar 1000 € dran). Die Stativplatte ist Arca-Swiss-kompatibel, was ein ein schnelles und komfortables wechseln aufs Stativ ermöglicht. Oberhalb der Schraube gibt es noch eine Öse zur optionalen Gurtbefestigung.

Vorne am Objektiv hat man die Möglichkeit Schraubfilter zu verwenden. Egal ob Pol-, ND- oder UV-Filter, bei einem Durchmesser von 82 mm sollten alle gängigen Filterhersteller etwas passendes im Sortiment haben – schaut einfach mal z.B. bei Foto Franz vorbei (Link zu Filtern).

Funktionen & Schalter am Tamron 150-500 mm

Das Tamron bietet einige praktische Funktionen und Sperren direkt am Objektiv selbst. Den Lock-Schalter bei der kleinsten Brennweite haben mittlerweile viele Objektive. Aber die Zoom-Sperre, die durchs Vorschieben des Zoomrings bei jeder Brennweite aktiviert werden kann, haben nur die wenigsten mir bekannten Linsen. Sehr praktisch, wenn man mit einer speziellen Brennweite fotografieren und ein versehentliches Verdrehen verhindern möchte.

Auf der linken Seite findet man vier Schalter, die den Bildstabilisator und Autofokus regeln. Der von Tamron entwickelte Bildstabilisator bietet je nach Motiv drei verschiedenen VC-Modi (Vibration Compensation) an, die direkt mit einem Schalter gewählt werden können:
1: Standard-Modus für normale Motivsituationen,
2: Mitzieh-Modus für horizontale Schwenks
3: Maximale Stabilisierung des aufgenommenen Bildes (ohne Sucherbildstabilisierung).

Mit dem VC On-Off Schalter kann man die Bildstabilisierung deaktivieren, wenn diese nicht benötigt wird. Vor allem bei Langzeitaufnahmen auf einem Stativ ist es zwingend erforderlich die Bildstabilisierung zu deaktivieren, sonst bekommt ihr mit großer Sicherheit ein verwackeltes Bild!

Der AF-MF Umschalter ist auch sehr praktisch und als echter Schalter deutlich angenehmer als die Funktion im Menü immer suchen zu müssen.

Der letzte Schalter bietet die Möglichkeit den AF-Weg zu begrenzen und damit schneller & präziser zu sein, als wenn der Autofokus immer den ganzen Bereich abdecken muss.

Schärfe

An der Schärfe hatte und habe ich überhaupt nichts auszusetzen. Die Schärfe ist überragend und man kann jedes Detail hervorragend erkennen. Bei Portraits muss man für meinen Geschmack sogar die Schärfe an der Haut etc. reduzieren. Dafür Stechen die Augen dann besonders hervor. Hammer! Das nachfolgende Foto habe ich von der hübschen & sympathischen Model Ginger Woods auf dem Tamron Abend gemacht (Link zum Profil). Aufgenommen wurde das Bild mit der Sony a7III bei ca. 350 mm und einem ISO von 12800 – O.o Crazy! Trotz des hohen ISOs blieben immer noch genug Details. Das sieht man vor allem am Auge in der 200% Ansicht.

Auch alle anderen Fotos, die ich während des Testzeitraums gemacht habe, waren mit den richtigen Einstellungen (Belichtungszeit etc.) immer gestochen Scharf. Egal ob es der Mond, ein Helikopter im Landeanflug oder Tiere im Wildgehege waren.

Bokeh & Sonnensterne

Das Bokeh vom 150-500 mm finde ich zwar ganz gut, weil es schön „weich“, homogen und ohne harte Übergänge ist aber es hat auch nichts spektakuläres. Der WOW-Faktor fehlt mir etwas, was aber wirklich meckern auf hohem Niveau ist. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass dies keine spezielle Portrait Linse ist.

Schöne Sonnensterne zu erzielen sind mit dem Tamron 150-500 nicht möglich. Zumindest habe ich es nicht geschafft. Aber auch ohne Sonnenstern haben die Gegenlichtfotos einen gewissen Charme und haben nahezu keine Lenz Flares oder andere störende „Flecken“. Das liegt vermutlich an der BBAR-G2-Vegütung der Linsen, welche Reflexionen im Inneren des Objektivs minimieren soll.

Autofokus

Der Linearmotor des VXD-Autofokus arbeitet sehr geschmeidig und nahezu lautlos. Ich hatte nie das Gefühl, dass der Fokus mal nicht richtig sitzen würde. Im AF-C Modus meiner A7IV klebte der Autofokus an den Objekten. Zwar habe ich nicht unbedingt die schnellsten Tiere fotografiert aber an den Flugzeugen und an meinem 2 Jährigen Sohn (der schnell sein kann wie eine Rakete) haftete der AF gnadenlos dran.

Der Autofokus ist auch mit dem Augen-AF kompatibel und funktionierte einwandfrei. Egal ob es ein menschliches oder tierisches Auge ist, der AF erkennt und verfolgt es.

Astrofotografie / Orion Nebel mit dem Tamron 150-500 F/5-6.7

Wie anfangs schon erwähnt hat mich Michael zu einem ganz besonderen Foto inspiriert – dem Orion Nebel. Sein Bild sieht so unglaublich aus und ich wollte auch unbedingt so ein Bild selber schießen. Vielleicht ist der Orion Nebel einigen von euch ein Begriff, für mich war das was komplett Neues. Also auf eine Sternenklare Nacht gewartet (was wirklich sehr lange gedauert hat) und mich auf der Dachterrasse positioniert. Kamera inkl. Objektiv auf meinem stabilem Neewer Videostativ (Link) positioniert und den Nebel erstmal ausfindig gemacht.

Er ist eigentlich recht einfach zu finden (wenn man weiß, nach was man suchen muss) und mit dem bloßen Augen auch zu erkennen. Wenn man so wie ich kein Plan hat, nutz man am besten eine App dazu. Ich habe Stellarium + verwendet (im App-Store – 13,99 € / Link oder als als WEB Anwendung – kostenlos / Link).

Dann ging es los mit den ersten Fotos und die Ernüchterung kam recht schnell. Um bei 500 mm Brennweite keine „Sternenzieher“ zu bekommen musste ich die Verschlusszeit auf 0,5 s reduzieren. Dadurch kommt nicht mehr wirklich viel Licht auf den Sensor, weshalb der ISO in meinem Fall auf 8000 erhöht werden musste. Verdammt! Aber egal, man kann ja mehrere Fotos machen und sie dann mit Deep Sky Stacker (Link zur kostenlosen Software) stacken. Damit bekommt man dann bestimmt ein super rausarmes Bild hin oder? Naja, ich musste feststellen, dass mein erster Versuch selbst nach dem Stacken (mit 20 Light-Frames und 7 Dark-Frames) nicht wirklich gut aussah. Es fehlten die Farben und Details – ich war enttäuscht!

Also musste ich Michael nochmal kontaktieren und fragen was ich alles falsch gemacht habe. Da gab es so viel aber lange Rede, kurzer Sinn… eine Kamera-Nachführung musste her. Auf seinen Ratschlag habe ich mir den iOptron SkyTracker Pro auf Amazon bestellt (Link) und musste erstmal wieder warten bis die grauen Wolken weniger und der Himmel klarer wurde. Die Nachführung ist für ein Setup bis 3 kg geeignet. Das Gesamtgewicht vom Tamron inkl. Sony a7IV und dem Stativkopf liegt knapp unter 3 kg und durch den ausgewogenen Schwerpunkt war ich guter Dinge, dass alles gut klappt.

Im zweiten Anlauf, mit der auf den Polarstern ausgerichteten Nachführung, habe ich bei einem ISO von 2500 und einer Blende von 8 jeweils 30 s lange belichtet. Durch die Nachführung bekommt man keine Sternenzieher und kann deswegen so lange am Stück problemlos belichten. Das einzelne Foto sah schon deutlich vielversprechender aus:

Das gestakte Bild ist dann aus 5 Light- & 5 Dark-Frames entstanden mit jeweils 30 s Belichtung. Anschließend habe ich das Bild noch vergrößert, um den Nebel mehr in den Fokus zu rücken. Eine noch längere Brennweite oder ein Crop-Faktor hätten hier eventuell noch mehr rausholen können.

Bild mit den eingebetteten Einstellungen speichern.

Mit dem zweiten Versuch bin ich jetzt ganz zufrieden. Beim nächsten Mal würde ich noch mehr Fotos stacken (20 Lights & 20 Darks + Flats), um mehr Details bei weniger Rauschen zu ermöglichen. Leider musste ich das Objektiv wieder zurück schicken, sodass es zu keinem dritten Versuch mehr kommen konnte. Aber mich hat das ganze Astro-Thema so sehr angefixt, dass ich mir das Objektiv vermutlich als nächste Linse in meiner Sammlung kaufen werden. 🙂

Fazit

Nach den fast 4 Wochen, in denen ich das Objektiv ausgiebig nutzen und ausprobieren konnte, ist der Wunsch nach einem Super-Tele-Objektiv für mich um 1000% gestiegen. Bevor ich das Objektiv selbst mal probiert habe, war ich immer der Meinung, dass ich ein so teures Tele-Objektiv für mein normales fotografieren (Portraits, Hochzeiten, Familien-Fotos etc.) nicht brauche. Jetzt weiß ich aber, dass ich es trotzdem unbedingt haben möchte 🙂 Es hat einfach so viel Spaß gemacht damit zu fotografieren und neue Sachen zu probieren, die einfach mit der normalen Brennweite nur bedingt möglich sind. Vor allem die Astro-Fotografie hat es mir echt angetan. Bei 1389 € über Amazon – Link oder 1499 € über Foto Franz – Link heißt es jetzt erstmal wieder – sparen, sparen & sparen, bis wir dieses Objektiv in der Photoscrubs Familie willkommen heißen dürfen.

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